Wanshi Zenji sagte: „Die Einheit von Gleichheit und Verschiedenheit
wird zu Mutter allen Werdens. Aus dieser Energie werden die
zehntausend Erscheinungsformen geboren."
Wenn Körper und Geist unbewegt Sitzen, können wir auf subtile
Weise die tiefe Bewegung oder Aktivität spüren, die die zehn
Richtungen durchdringt, erfüllt, weil sie einfach da ist als
überpersönliche Lebensenergie.
Je mehr unsere persönliche Bewegtheit zur Ruhe kommt, umso
mehr wird die tiefere Aktivität spürbar. Und es ist diese tiefere
Aktivität, die alle Erscheinungsformen aufrechterhält.
Die vier Jahreszeiten sind ein Ausdruck davon. Natürlich kann
man sie auch naturwissenschaftlich erklären, aber sie sind
gleichzeitig auf unergründliche Weise Ausdruck der kosmischen
Ordnung oder Kraft, die als tiefere Aktivität in jeder Erscheinungsform
präsent ist.
Wenn wir zu dieser Quelle zurückkommen, ist das wie das Kind, das
zu seiner Mutter zurückkommt. Aber natürlich bleibt das Kind nicht
immer bei der Mutter.
So, Zazen ist kein „Irgendwie-da-sitzen", sondern die Haltung, in der
diese tiefere Aktivität spürbar wird.
Es ist nicht Stille als Abwesenheit von Klang, sondern der
unergründliche Klang, der in dieser fundamentalen Energie liegt.


Aus dem Kusenheft
„Die Präsenz des Geistes und das Wunder des Universums",
Dojo Berlin, 2023, von L.Tenryû Tenbreul